Ich hatte mich schick gemacht, kurze schicke Hose über den Knien. Das war ca. 1990. Meine Beine stehen nicht gerade. Wir waren im Club, es war dort draußen im Garten, alle waren draußen. Wir hielten uns auf, und ich spürte/hörte ganz genau, wie über mich gelacht wurde. Von einer Gruppe junger Männer, gelacht, auf meine Beine gezeigt. (Der Nachteil vom feinfühligen Mensch, der oft (zu) viel mitkriegt).

Kennst Du es auch, dass Dich Urteile Anderer über Dich, Deine Optik, Deine Art, Deinen Charakter ganz tief getroffen haben? In diesem Artikel kannst Du anhand meiner eigenen Geschichte darüber lesen, warum Andere so etwas tun, und wie man damit umgehen kann.

Abwertung von Außen

Meine Mutter hatte schon öfters über meine Figur was gesagt, sie sei „barock“ (aber nie schön), und das kannst Du nicht tragen, das sieht nicht gut aus. Naja, meine Figur löste schon immer einige Reaktionen aus, ich stand damit auch in der Abizeitung (sehr positiv), und es gab einige, die anfassen wollten, und beleidigt, weil sie nicht durften. Die lachten dann besonders gerne wenn ich vorbei ging.

Im Nachgang erkannt

Ganz verschämt habe ich mit 17 einen Jeansminirock gekauft gehabt, den ich auch mit 19 noch anhatte, und wenn ich diese Bilder heute sehe, denke ich „wow“! Was für eine schöne junge Frau, so schöne Beine! Da gab es nichts, aber auch gar nichts, wofür man sich hätte schämen müssen. Nur meine Hamburger Tante, die sagte damals, ich hätte schöne Beine, könnte das gut tragen, wäre auch schön schlank. Sie war die einzige, die es so sah, und ihr glaubte ich damals schon nicht mehr.

Geglaubt, was Andere sagen

Aber ich hatte ihnen geglaubt. Muss doch wahr sein, was sie sagen, und hatte keine eigene innere Haltung zu mir entwickelt gehabt.

Später im Studium, eine Studienkollegin: mit den Beinen würde ICH nichts Kurzes tragen (sagte sie in kurzen Hosen, mit einer ebenfalls nicht Model-Figur).

Selbst noch vor kurzem, vor 4 Jahren bei der Konfirmation unserer Großen. Ich hatte ein Kleid an (mir gefallen Kleider inzwischen an mir, und ich trage sie für festliche Anlässe gerne, auch im Sommer ein luftiges Kleid, herrlich) und fühlte mich wohl.

KEINER meiner angeheirateten Familie machte mir ein Kompliment. Meine eigene Mutter nahm mich ein paar Wochen nach der Konfirmation zur Seite, ganz verschämt, hinter vorgehaltener Hand „Du Regina, es gibt so formende Unterwäsche, man sah Deinen Po“. Zu dem Zeitpunkt tat es „nur“ noch weh, kurz, weil es an Altes erinnerte, aber es hatte schon keine Macht mehr über mich.

Interne/externe Referenz

Hast Du schon mal vom Metaprogramm interne/externe Referenz gehört? Interne Referenz sind die Leute, denen völlig egal ist, was Andere sagen. Da kommen Inhalte und deren Bedürfnisse nicht an, nur was man selbst denkt und für richtig hält ist wahr. Das sind beratungsresistente Menschen, sie nehmen keinerlei Feedback und auch keine berechtigten Hinweise an. Dann gibt es die externe Referenz, das ist das krasse Gegenteil. Und es gibt noch viele Zwischenformen.

Ich war selbst ganz ganz stark bei der externaler Referenz. Was Andere über mich sagten, war Gesetz, das glaubte ich. So schlich sich auch eine Verunsicherung ein, damals in der Grundschule, in der ich bei jedem Auftritt gerufen wurde zum Flöte spielen. Weil ich gut spielte. Der gemeinsame Flötenlehrer von mir und er Schwester meiner damals besten Freundin sagte zu der Schwester, dass ich gar nicht so gut spielen würde. Mir würde dies oder das fehlen. Diese Schwester erzählte es meiner Freundin und die mir „der X hat gesagt, Du spielst gar nicht so gut“. Ja, da begann es dann zu nagen.

Aus heutiger Sicht treibt mir das nur noch die Tränen in die Augen. Denn, ich war immer gut. Jeder ist gut. So gut wie er ist. Und jeder ist schön. So schön wie er ist, einzigartig schön, keine Modelmaße von der Stange, kein Klon, aber individuell und wunderschön. Es steht NIEMANDEM zu, einen Anderen abzuwerten, niederzumachen, sich lächerlich zu machen, sich lustig zu machen. Diese Wunden, diese Stachel können so tief sitzen!

Du bist ein wundervolles Unikat

Du bist ein wundervolles Unikat. Das gilt es ganz tief zu verinnerlichen.

Einmal während einer Weiterbildung, 2011 war das, gestand ich einer sehr liebevollen Frau meine figürlichen Zweifel. Sie schaute mich an und sagte, aber Du hast so ein wunderschönes Gesicht! Da begann ein Wendepunkt. Man kann auf das schauen, was nicht ideal (in wessen Optiknorm??) ist, und man kann auf das schauen, was einem auch selbst sehr gut gefällt…..

Die moderne (von mir durchaus skeptisch betrachtete) psychologische Entwicklungsszene sagt in solchen Fällen natürlich (ohne den Schmerz zu würdigen): ah wie wunderbar! Welch tolle Gelegenheit für Dich zum eigenen Selbstwert zu kommen! Und, was hat dieses Resonanzfeld (also diese Abwertungen Anderer) mit Dir selbst zu tun?

Und weißt Du was? Diese Aussagen stimmen sogar teilweise. Es gibt in meiner Arbeit nur einen feinen Unterschied: der Schmerz dieser vielen Stachel muss wahrgenommen und gewürdigt werden. Gefühlt, durchgefühlt, sich selbst getröstet, gehalten und getragen. Liebevoll und wertschätzend zu sich selbst. Das ist der Teil der wunderbaren Gelegenheit, seinen eigenen tiefen Selbstwert zu erlernen, eine tiefe Selbstliebe, die unabhängig vom Außen ist.

Mach´ Dich frei von Werturteilen Anderer – warum tun sie so etwas?

Wenn das Gefühl gefühlt und getragen, getröstet und geliebt wurde, beginnt die Arbeit am eigenen Selbstwert. Es beginnt die Übung und das konsequente Training, unabhängig zu werden von anderer Meinung. Die ja nichts anderes ist als deren eigene Nicht-Fähigkeit, einen anderen Menschen in Liebe zu betrachten, was wiederum Rückschlüsse zulässt, wie sie zu sich selbst stehen. Aber das ist mir heute egal, denn jeder soll seinen Weg selbst gehen.

Nur lasse ich es nicht mehr zu, dass jemand, der selbst ein Problem hat, es dadurch löst, dass er sich auf- und mich abwertet. Ds ist der Teil zum Resonanzfeld. Ja, es kann mit mir selbst zu tun haben. Und, es kann auch mit dem Anderen zu tun haben. Die Kunst ist, dies zu unterscheiden, und nur seinen eigenen Teil zu bearbeiten.

Die weitere Kunst ist, nicht vollständig internal zu werden, denn dann würde man wertvolles und sinnvolles Feedback außen vorlassen, man würde in der eigenen Suppe kochen und sich ständig im eigenen blinden Fleck bewegen.

Die Lotusblütenmembran für den Lotusblüteneffekt

Es geht um eine Art Sicherheitsinstanz. Egal, was Andere sagen – DEIN WERT ist vollständig, Du bist wunderbar. Abwertung darf abprallen. Dein Herz geschützt. Und wenn etwas Konstruktives kommt, dann dieses prüfen und ggf. annehmen oder verwerfen. Gutes darf an Dich herankommen, Blödes draußen bleiben. Wie bei der Lotusblüte.

Ein Beispiel dazu: nicht jedes Kleid steht jeder Frau. Dafür gibt es ja unterschiedliche Schnitte, mal ganz am Rande. Wenn mir ein Kleid an meiner Größe34-Freundin gefällt, wird es mir nicht passen. Ich habe weibliche Rundungen, mir gefällt das, und die kommen in einem anderen Kleid vorteilhafter zur Geltung. Wenn mir dann jemand, der so etwas auch wirklich sieht, sagt, schau, in dem Kleid wirkt Deine Figur vorteilhafter, es steht Dir besser, dann wäre ich doch blöd, da nicht drüber nachzudenken.

Warum sollte man etwas tragen, das zu jemand Anderem passt, aber nicht zu einem selbst? Mit dieser durchaus im übertragenen Sinne zu verstehenden Aussage meine ich nicht nur die Kleidung….

Nur wünschen, dass Andere ändern, hilft nicht

Es macht gar keinen Sinn, dass ich mir wünsche, die Menschen mögen nicht mehr so abwerten, nicht mehr so verletzen und stattdessen vor der eigenen Haustüre kehren. Sie werden es immer tun, solange sie noch nicht in ihrer Liebe sind.

Wie schön

Was mich so unendlich freut ist, wenn ich die junge Generation sehe, wie selbstverständlich sie zu ihrer Schönheit stehen, tragen, was ihnen steht, mit jeder Figur, und diese ganz selbstverständlich zeigen. Offenbar haben wir Generation X/Y das Thema abgearbeitet, zumindest hier in Deutschland, so sieht es für mich aus. Meine Tochter sagt mir so oft, wie schön sie mich findet, wie gut mir dies oder das steht. Und ich ihr.

Erreichbare Wünsche

Was ich mir wünsche ist, dass jeder zu seinem inneren Selbstwert kommt, der dies möchte, und der erkennt, dass er etwas dafür tun kann. Dass jeder die bereits erlittenen Schmerzen verarbeiten lernt, und das Einsetzen dieser inneren Sicherheitsinstanz, die schützt, und dennoch Gutes durchlässt. Dabei helfe ich gerne.

Drei konkrete Schritte

Als ersten konkreten Schritt kannst Du ehrlich reflektieren, wie Du zu Dir und Deiner inneren und äußeren Schönheit stehst. Wer Dir schon Negatives über Dich gesagt hat, und wem Du geglaubt hast. Haben sie recht? Wirklich? Oder verbergen sie nicht vielmehr ihre eigenen negativen Gefühle über sich selbst damit?

Als zweiten Schritt kannst Du damit beginnen, gezielt an Anderen Ihre Schönheit zu sehen. Und das bei „Jedermann“, also nicht nur beim Hochglanzmodel. Und Du kannst es ihnen sagen, das tut ihnen und Dir gut.

Im dritten Schritt kannst Du jeden Morgen und jeden Abend in den Spiegel schauen. Wenn Du Dich noch gar nicht so magst, schau nur auf die eine einzige Stelle, die Du schön findest. Und wenn es der kleine Zehennagel vom linken Fuß ist! Wenn Du Dich schon mehr magst, kannst Du Dich ganz betrachten und genießen, oder gar ein Foto machen und dieses genießen.

Wahrnehmen, würdigen, weitergehen.

Du bist ein wundervolles Unikat. Vielleicht magst Du Dir das Bild zum Blog abspeichern, es ist dafür extra in „Ich-Form“ geschrieben. Dass Du Dir auch wirklich glaubst.

Alles Liebe, Regina

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